Bartang-Tal

Das Bartang-Tal ist kilometermässig eine Abkürzung im Vergleich zur M41, dem Pamir Highway. Aber die Strasse, besser gesagt der Weg, führt über 150 Kilometer durch das Bartang-Tal bis zum letzten Dorf, Ghudara, auf 3200 MüM. Sehr steinig, teils eher geröllig und viele steile Anstiege sorgen dafür, dass es keine Abkürzung ist. Das war aber auch nicht unser Ziel, sondern dieses wilde und abgelegene Tal zu entdecken.

Nach einem sehr wohltuenden Erholungstag, mit viel Schlaf und Essen, starten wir zu unterst im Tal in Baghu. Die Strasse ist richtig brutal, wir kommen pro Tag nur etwa 40 bis 50 Kilometer talaufwärts. Die Landschaft ist zuerst ein enges Tal, wir folgen dem Fluss und bestaunen links und rechts die Gipfel, welche bereits über 5000 MüM hoch sind.

Viele Anstiege sind zu steil und geröllig für unser beladenes Velo, ein leichtes Mountainbike wäre vielleicht die bessere Wahl. Wenn wir die Strasse entlang fahren, können wir kaum glauben, dass über die Strasse die Versorgung der wenigen Dörfern hinten im Tal gewährleistet ist. Die Läden führen zwar nur ein kleines Sortiment, aber Reis, Snickers, afghanische Petit-Beurre und Cola finden wir meistens. Fast alle Menschen sind Selbstversorger, sogar der Weizen wird selber gepflanzt und in der Dorfmühle gemahlen, bevor er im runden Ofen zum Fladenbrot gebacken wird. 

Wenn wir hier im Tal mit Leuten aus den Dörfern sprechen, ist ihr Englisch immer deutlich besser als im Rest von Tadschikistan. Der Grund liegt darin, dass im Pamir die Bildung immer gefördert wurde insbesondere das Englisch. Im Pamir gehört die Mehrheit der Bevölkerung zu den Ismailiten, einer relativ liberalen Religionsgemeinschaft des schiitischen Islam. Der religiöse Führer (Imam) der Ismailiten war der kürzlich verstorbene Aga Khan, der zugleich als Multimilliardär die private Entwicklungshilfeorganisation „Aga Khan Development Network“ leitete. Diese unterstützt unter anderem in der Pamir-Region sehr viele Projekte bezüglich Bildung.

Wir fahren, oder besser gesagt stossen unser Velo bis zuhinterst im Tal den Pass auf über 3800 MüM hoch und erreichen nach 5 Tagen die Hochebene. Auf einer sandigen, mondlandschaft-ähnlichen Ebene rollen wir dem Zwischenziel Karakul entgegen. Das kleine Dörfchen trotzt der Kälte und Wind auf über 3900 MüM. Internet gibt es nicht wirklich, eingeheizt wird oft mit getrockenetem Kuh-Dung. 

Pünktlich zum Losfahren kommen ein paar Schneeflocken runter, und wir ziehen unsere warmen Thermos-Schicht an, bevor wir über den 4281 MüM hohen Kyzil-Art-Pass Richtung Kirgistan weiterfahren.

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